Gastbeitrag Mathias Thiel und Sohn Konrad vertraten die Astronomische Gesellschaft Greiz beim Naturschauspiel in den USA.

Greiz/Mitchell. Wenn man nachts in den Himmel schaut und sich bewusst ist, dass sich da draußen alles bewegt, ist man schnell enttäuscht und sucht vergebens nach etwas, um das zu erkennen. Doch es gibt Ereignisse am Firmament bei denen man sich fühlt, als wäre man hautnah dabei. Eine Sonnenfinsternis steht an, es kommt in allen Medien und schnell stellt sich die Frage, was passiert da eigentlich. Sonne und Mond bewegen sich am Himmel auf unterschiedlichen Bahnen doch diese Bahnen schneiden sich bei jedem Umlauf zweimal. Diese Punkte nennt man Knoten. Läuft der Mond durch so einen Knoten und Erde und Sonne stehen dazu in einer Linie, gibt es eine Finsternis. Je nachdem wo der Mond steht folgt eine Mond- oder Sonnenfinsternis. Steht der Mond zwischen Erde und Sonne kommt es zu einer Sonnenfinsternis. Vielen noch bekannt durch die Sonnenfinsternis von 1999 in Deutschland. Lang her und selten, nein pro Jahrhundert gibt es rund 240 Sonnenfinsternisse und pro Jahr bis zu fünf Stück, so im Jahr 1935 letztmalig. Der Monddurchmesser ist genau 400 Mal kleiner als die Sonne und die Sonne ist 400 Mal weiter weg von der Erde als der Mond. Dieser Umstand sorgt dafür, dass Mond und Sonne fast gleichgroß am Himmel erscheinen. Das bedeutet es gibt nicht nur totale Sonnenfinsternisse, wenn der Mond größer ist am Himmel als die Sonne, sondern auch ringförmige Sonnenfinsternisse, wenn der Mond kleiner ist als die Sonne und um ihn noch ein Ring der Sonne hervorscheint. Streift der Mond nur die Sonnenscheibe, nennt man dies eine partielle Sonnenfinsternis.

Dieses Foto von der Sonnenfinsternis nahm Mathias Thiel selbst auf.

Dieses Foto von der Sonnenfinsternis nahm Mathias Thiel selbst auf.

Viele Menschen erleben in ihrem ganzen Leben keine totale Sonnenfinsternis und oftmals muss man einiges unternehmen um dabei zu sein. Der 21.August war so ein Tag. Doch nicht in Deutschland, sondern in den USA. Eine Finsternis von der West- zur Ostküste auf einem schmalen Pfad von 114 Kilometern Breite wurde es dunkel. Die Astronomische Gesellschaft Greiz (AGG) mit Konrad und Mathias Thiel war dabei. Bereits 2016 wurden Flug und Unterkunft gebucht, denn es wurde ein Ansturm von Menschen erwartet und so verwundert es nicht, dass in der Gegend von Madras, dem Ziel der AGG, fast eine Million Menschen waren.Am 18.August ging es Nonstop von Frankfurt nach Portland an der Westküste Amerikas und nach über zehn Stunden Flug noch 260 Kilometer im Auto bis zu dem Städtchen Bend. Bend, 50 Kilometer südlich von Madras gelegen, haben wir gewählt, denn Madras verspricht das beste Wetter in der ganzen USA mit bis zu 86 Prozent Sonnenschein. Als sich am zweiten Tag mittags die Sonne verdunkelte, fragten wir uns was passiert, denn bis zur Finsternis dauerte es noch zwei Tage. Alle Planung nützte nichts, wenn die Natur ihren eigenen Weg geht.

Film wird in Greiz präsentiert

Im Nordwesten gab es einen großen Waldbrand der den Himmel verdunkelte. So kam es dann, dass wir am Morgen des 21. August nicht nach Madras, sondern nach Mitchell, 135 Kilometer östlich von Bend starteten, in der Hoffnung, dort von den Waldbrandwolken verschont zu werden. Gegen 4 Uhr kamen wir etwa 100 Meter über dem Ort Mitchell auf einem Berg am. Es war nur fünf Grad Celsius kalt. Unzählige Wohnwagen und Begeisterte waren schon da.

Gegen 5 Uhr ging die Sonne auf und die Spannung stieg mit jeder Minute. Teleobjektive, Teleskope und Kameras waren auf die Sonne gerichtet. Um 9.05 Uhr schob sich der Mond das erste Mal auf die Sonnenscheibe. Da waren es noch 70 Minuten bis zur Totalität. Um 10.10 Uhr, nachdem die Kameras schon jetzt von den unzähligen Aufnahmen heißgelaufen waren und es noch fünf Minuten waren, wurde es immer dunkler. In der Ferne sahen wir die Berge im heranfliegenden Mondschatten versinken, der sich mit fast 2000 Stundenkilometern näherte.

Noch 20 Sekunden – nun wurden die Filter von den Objektiven entfernt und der letzte Sonnenstrahl brach durch ein Tal auf dem Mond und ließ die Sonne wie einen riesigen Diamantring erscheinen. Dann fraß der Mond die Sonne ganz und es begann ein Schauspiel, das sich fast nicht in Worte fassen lässt.

Das war meine 11. Sonnenfinsternis und es ist die schönste seit 1976. Der Mond war nicht nur dunkel, sondern eine tiefschwarze Scheibe, die wie lackiert am Himmel hing und hinter dieser Scheibe schlugen Sonnenstrahlen wie Flammen hervor. Wir wollten die Blicke nicht vom Himmel wenden, doch für unvergessliche Bilder muss Zeit sein. Die erste Minute gehörte den Aufnahmen, immer wieder ein Blick nach oben und man hörte kaum die eigenen Worte bei der lauten Begeisterung der Umstehenden. Das Maximum war erreicht – und nun schnell zwei Selfies vor der Sonne und gierige Blicke nach oben.

Man konnte sich nicht sattsehen. Zwei Minuten und acht Sekunden später schießt das Licht mit etwa 300 000 Stundenkilometern durch das erste Mondtal und es wurde wieder hell. Noch einmal 70 Minuten dauerte es und der Mond verließ wieder die Sonnenscheibe. Ein Film der besonderen Art entstand dabei, mehr darüber im Vortrag am 12. Oktober im Weißen Saal Unteren Schloss.

Mathias Thiel / 29.08.17