Es ist normal, verschieden zu sein

Lebenshilfe Greiz unterstützt Menschen mit Behinderung bei Findung ihres Alltags

Mohlsdorf Das Bedürfnis, Menschen mit Behinderung bei der Findung ihres Alltages und mit den rechtlichen Begebenheiten nach der Wendezeit zu unterstützen, führte 1990 zur Gründung der Lebenshilfe in Greiz. Auch heute noch ist es Ziel des Vereins, Einrichtungen bereitzustellen, in denen diese in den Lebensalltag integriert werden. Die Überzeugung der 68 Vereinsmitglieder und 55 Mitarbeiter: Es ist normal, verschieden zu sein.

1992 konnte der Zusammenschluss aus Eltern, Freunden und Förderern eine erste Wohngruppe für sechs Personen in der August-Bebel-Straße 10 zur Verfügung stellen. Sie bot eine Alternative zur damals üblichen Unterbringung in Pflege- und Altersheimen. Der Platz reichte aber noch lange nicht aus. „Die Immobiliensuche gestaltete sich schwierig. Nach der Wende standen kaum Objekte ohne Altlasten zur Verfügung“, weiß Aufsichtsrätin Beate Heimerl. „Die Alternative war: Wir bauen selbst.“

Mohlsdorf habe mit günstigen Grundstücken, einer guten Busverbindung und damals einigen Geschäften eine attraktive Alternative zu Greiz dargestellt. Im April 1996 zogen die ersten sieben Personen in das neugebaute Wohnhaus ein. Ein richtiges Zuhause

Heute betreuen 25 Mitarbeiter die 36 Bewohner in der Wohneinrichtung in Mohlsdorf unter dem Motto „Wohnen heißt: Zuhause sein“. Dazu gehöre, dass Bewohnerurlaube und Weihnachtsmärkte veranstaltet werden. Auch Sommer- und Herbstfeste sowie Tagesausflüge ständen auf dem Plan. „Im September wird es einen Ausflug zum Markkleeberger See geben“, sagt der erste Vorsitzende der Lebenshilfe Greiz, Falk Schlehahn. „Im Frühjahr haben unsere Bewohner das Stadtbild in Mohlsdorf verschönert, indem sie einen Osterstrauß gebastelt und ihn an die Mauer an der Hauptstraße gehängt haben.“ Das ganze Dorf eingeladen

Ein ganz besonderes Erlebnis ist das jährliche Sommerfest, das immer eine Woche nach der Salatkirmes in Mohlsdorf stattfinde. „In den letzten zwei Jahren wurde es aufgrund der Pandemie nur im kleinen Rahmen für die Bewohner organisiert. Dieses Jahr war es zum ersten Mal wieder größer“, sagt Schle-hahn.

Angehörige, Betreuer, die Elternhilfe in Plauen und die Diakonie waren eingeladen – sowie das ganze Dorf. „Es gab ein Programm von den Bewohnern und verschiedene Spiele. Beim Glücksrad konnten die Bewohner Preise gewinnen. Alle fanden es schön“, so Schlehahn.

Auch zukünftig möchte man sich weiterentwickeln, um bestmöglich zu unterstützen. Den Vereinsmitgliedern will man immer aktuelle Informationen bieten.


Erster Vorsitzender der Lebenshilfe Greiz, Falk Schlehahn (links), zusammen mit zwei Bewohnern des Wohnhauses Mohlsdorf beim Festumzug des diesjährigen Park- und Schlossfestes.
Foto: Melanie Riedel

Gelebte Inklusion mit ständig neuen Ideen

Greiz Neben dem Wohnhaus Mohlsdorf gehören auch der Kindergarten „Neuer Weg“ und seit 2017 der Pflegedienst „Lebensbaum“ unter die Flagge der Lebenshilfe Greiz. Für beides setzte sich Vereinsmitbegründerin, ehemalige Geschäftsführerin und heutiges Ehrenmitglied Kerstin Grohmann ein.

80 Patienten können von der „Flotte“, wie Falk Schlehahn die zehn Mitarbeiter mit ihren präsenten Autos nennt, versorgt werden. „Derzeit stellen wir auf E-Autos um. Momentan fahren schon zwei. Dieses Jahr kommt noch eins dazu. Das geht aber alles nur nach und nach.“

Seit diesem Jahr werden in Zusammenarbeit mit Hauseigentümer René Käßmann in der Rudolf-Breitscheid-Straße 69 auch Senioren vom Pflegedienst betreut, die außerhalb eines Heims selbstständig in Wohngruppen leben.

In einer Außenwohngruppe in der gleichen Straßen wohnen Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. „In der Außenwohngruppe Greiz wird Inklusion wirklich gelebt. Dass Menschen mit Behinderung unter sich bleiben, soll es zukünftig nicht mehr geben“, sagt der Erste Vorsitzende. „Wir entwickeln Ideen für andere Wohnformen, aber die Umsetzung ist schwierig. Die momentanen Baukostenpreise übersteigen den finanziellen Rahmen des Vereins.“

Quelle: OTZ – Melanie Riedel