Der Cossengrün nahm sich der ehemaligen Schule im Ort. Dort soll wieder Leben einkehren

Tobias Schubert

Cossengrün Der Juli 2015 war ein trauriger Tag für den kleinen Ort Cossengrün. An ihm sagten die Grundschüler ihrer Schule das letzte Mal Adieu – die Bildungseinrichtung wurde nach einem Kreistagsbeschluss geschlossen. Das Gebäude stand danach jahrelang leer.

Heute könnte man fast meinen, dass das nie geschehen ist. Ein Baugerüst steht an der vorderen Fassade zum Schulhof, die bereits zu einem großen Teil im neuen Glanz erstrahlt. Eine Seifenmanufaktur hat ihre Arbeit aufgenommen, genauso ein Fingernagelstudio. Und auch das Leben ist ins Haus zurückkehrt: Kinder und Senioren besuchen regelmäßig die Kreativwerkstatt, die im Haus eingerichtet wurde – alles natürlich unter Beachtung der aktuellen Auflagen. Verein zählt 31 Mitglieder

Zu verdanken ist das den Mitgliedern des Cossengrün e.V., der im März 2019 gegründet wurde und inzwischen auf 31 Mitglieder angewachsen ist. Sie haben die ehemalige Grundschule gekauft und arbeiten seitdem unermüdlich und fast ausschließlich unter Einsatz eigener finanzieller Mittel daran, sie zu einem Mittelpunkt für das ganze Dorf zu machen, der ein Anlaufpunkt für Jung und Alt sein soll.

Ziel des Handelns ist stets das Gemeinwohl. Denn es geht den Vereinsmitgliedern nicht um die eigene Freizeitbeschäftigung sondern um den Ort. Das Dorfbild soll mit dem sanierten Gebäude in der Ortsmitte verschönert werden, zudem will man durch die Angebote die Lebensqualität in Cossengrün steigern. Bisher mit Erfolg, denn alles werde sehr gut angenommen und die Resonanz der Einwohner sei toll, sagt der Vereinsvorsitzende Jörg Wiesenhaken. Und nicht zuletzt will man etwas erhalten, das sonst vielleicht eine von zahlreichen Schrottimmobilien in der Stadt geworden wäre. Unzählige freiwillige Arbeitsstunden

Viel wurde schon erreicht, auch wenn die Corona-Pandemie und das Warten auf einen genehmigten Bauantrag die fleißigen Vereinsmitglieder zu einem mehrmonatigen Stopp zwang. Das Haus hat eine neue Elektrik und eine neue Eingangstür. Die Ölheizung wurde wieder aktiviert und auch der ehemalige Schulgarten wurde mit regionalem Gemüse bepflanzt und ist inzwischen bereits wieder abgeerntet.

Alles das sei nur gelungen, weil man viel Unterstützung aus dem Ort und darüber hinaus bekam, so Wiesenhaken. Viele Einwohner aus Cossengrün und der Umgebung spendeten, auch einige Unternehmen trugen einen großen Teil bei. Zum Teil unterstützten auch ehemalige Schüler oder Ex-Mitarbeiter der 174-jährigen Schule das Vorhaben. Dafür sei man sehr dankbar. Allein das Material für die Fassade, deren Teilstück bald fertig sein soll, habe den Verein rund 12.000 Euro gekostet. Die unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden noch gar nicht mitgerechnet.

Doch mit dem Erreichten wollen sich die umtriebigen Cossengrüner nicht zufrieden geben. Es gibt noch eine Menge zu tun. In diesem Jahr soll zum Beispiel noch die östliche Giebelseite saniert werden. Den Brandschutz will man in Zukunft ausbessern, die Zwischendecke im Treppenhaus muss ebenfalls neu gemacht werden. Ein Dorfladen soll entstehen, für den man derzeit noch einen Betreiber sucht, auch drei Räume können noch angemietet werden. Ein „Schrauberbude“ für Mopeds und Co. soll eingerichtet werden. Dach und Schornstein müssten auch noch gemacht werden und eine biologische Kläranlage wird gefordert.

Viel Geld für einen kleinen Verein, der zudem laut dem Vorsitzenden kaum auf Fördermitteln hoffen könne, weil man die Anforderungen wie beispielsweise die notwendigen Eigenmittel vor dem Start einer Baumaßnahme nur schwer garantieren könne. Deswegen hofft man auf weitere Unterstützung der Greizer und natürlich auch auf das Preisgeld aus dem Wettbewerb, das sehr willkommen wäre.

Quelle: OTZ