Die Liebe zu Herausforderungen

Was der Fanfarenzug Greiz alles kann, ist Beobachtern spätestens seit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Calgary im vorletzten Jahr klar geworden.

„Die meisten Menschen kennen uns nur von Festumzügen und denken, wir laufen immer nur gerade aus“, sagt der Vereinsvorsitzende Fabian Buder. Doch das stimme so nicht. Komplizierte Bewegungsabläufe für Formationen trainieren die Mitglieder mindestens einmal in der Woche. „Wir sind ein Wettkampfverein. Wir lieben die Herausforderung“, sagt der Vereinsvorsitzende. Es gebe Fanfarenvereine, die haben seit 20 Jahren das selbe Programm. „Das gibt es bei uns nicht. Das würde keines unserer Mitglieder wollen. Wir üben jedes Jahr neue Stücke ein“, so Buder. Wintermonate werden für neue Choreographien genutzt

Der Fanfarenzug Greiz e.V. formiert sich vor dem Sommerpalais im Fürstlich Greizer Park.                                              <b>Fanfarenzug Greiz e.V.</b>

Gerade die Wintermonate nutze das Kreativteam für die Neuentwicklung von Choreographien. „Jedes Jahr proben wir ein neues Musikstück“, sagt der Vereinsvorsitzende. Seit den 2000er-Jahren habe der Verein begonnen, nicht nur Marschmusik zu spielen. „Wir haben unser Musikprogramm modernisiert.“ Stücke mit hohem Wiedererkennungswert stehen seitdem auf dem Programm. „Die Titel wie ‘Rock around the clock’ von Bill Haley & His Comets oder ‘Rivers of Babylon’ von Boney M. hat doch jeder im Ohr. Die Lieder haben einen hohen Wiedererkennungswert“, sagt Fabian Buder.

Doch nicht jeder Musiktitel könne mit Fanfaren gespielt werden. Anders als bei der Trompete stünden nur sieben Naturtöne zur Verfügung. Denn eine Fanfare hat keine Ventile. „Gute Fanfarenbläser können auch acht Töne erzeugen“, so Buder. Das begrenze die Auswahl an Musikstücken. „Wir haben sechs verschiedene Stimmgruppen. Vier Fanfarengruppen, die jeweils eine Stimme spielen, und zwei Trommelgruppen, die die Stücke rhythmisch begleiten.“ „Schweißgebadet gehen wir nach einem Training vom Platz.“

Trainiert wird immer freitags, bei schlechtem Wetter und zur kalten Jahreszeit in den Vereinsräumen in der Oßwaldstraße. „Ist das Wetter besser, trainieren wir im Hof“, sagt Kassenwart Martin Vogel. Vor Wettkämpfen und Shows werden samstags ganze Trainingstage anberaumt. „Da werden musikalisches Training und Bewegungsabläufe gemeinsam eingeübt.“ Dafür benötige der Verein natürlich mehr Platz, als im Hof in der Oßwaldstraße vorhanden ist. „Schweißgebadet gehen wir nach so einem Trainingstag vom Platz“ erzählt Martin Vogel. Ja, das Training sei körperlich recht anstrengend. „Auch wenn das für Außenstehende kaum nachzuvollziehen ist. Jeder, der dafür mal ein Gefühl bekommen will, soll mal an einem warmen Tag mit einem Luftballon, den er immer wieder aufbläst, im Garten hin und herlaufen.“ So in etwa fühle es sich an.

Gegründet wurde der Verein von Eberhard Andreä an der Goetheschule in Greiz. Er entdeckte auf dem Boden der Schule alte Fanfaren und Trommeln. Das animierte ihn, den Schülern diese Instrumente beizubringen. Seitdem kann der Verein etliche Erfolge vorweisen wie etwa die Belegung des 3. Platzes bei der DDR-Meisterschaft der Fanfarenzüge im Jahr 1978 oder der Gewinn der Thüringer Meisterschaft im Jahr 2000.

„Die bisher aufregendste Meisterschaft war die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Calgary in Kanada. Es hat uns alle sehr stolz gemacht, die Greizer Fahne zu schwenken und damit unsere Heimatstadt zu vertreten“, sagt Martin Buder. Auch in Zukunft strebe man die Teilnahme an internationalen Wettbewerben an.

Neue Fanfaren und blaue Kleidung erwünscht

Eigentlich sei der Verein gut durch die Krise gekommen, wie der Vereinsvorsitzende Fabian Buder erzählt. „Aber es sind in diesem Jahr fast alle Wettkämpfe abgesagt worden“, so Buder. Da sich der Verein seit Jahren auf Wettkämpfe konzentriere, sei die Motivation wegen der vielen Absagen derzeit stark beeinträchtigt. „Daher brauchen wir einen kleinen Motivationsschub. Wenn wir Verein des Jahres werden, wollen wir das Preisgeld in neue Fanfaren investieren“, sagt Kassenwart Martin Vogel.

Zudem wolle man ein wenig bei den Kostümen des Fanfarenzuges aufrüsten. „Wir tragen eigentlich immer nur weiß. Für die Trommler hätten wir gern blaue Kleidung, um sie farblich von den Bläsern abzusetzen“, so Vogel. Aber auch die umgekehrte Variante wäre denkbar.

Neue Fanfaren brauche es, weil diese nach zehn Jahren einfach „abgespielt“ wären. „Materialermüdungen“, sagt Vogel. Die Preisspanne für Fanfaren liege zwischen 150 und 1600 Euro, wobei die Einsteigermodelle für die intensive Nutzung eher ungeeignet seien.

Quelle: OTZ vom 05.10.2021 / Conni Winkler